


....„Meine Arbeiten erzählen von diesem Ausnahmezustand – vom Kontrollverlust und vom Willen, trotzdem weiterzumachen. Sie sind wimmelnd, überladen, voller Erschöpfung und Sehnsucht.“
„Raus aus der Ecke“ verweist auf Werths eigene Boxpraxis. Die Ringecke: Ort der kurzen Erholung, aber auch der Begrenzung. Die Künstlerin beschreibt sie als Symbol für das kreative Arbeiten unter Druck – das Warten, das Funktionieren, das Sich-Bereit-Halten. Doch das eigentliche Ziel ist der Ausbruch: „Raus aus der Ecke heißt für mich: Raus aus der Begrenzung. Aus dem Funktionieren. Aus der Wiederholung. Der Komfortzone. Und rein in etwas, das nicht sicher ist – aber echt.“
Diese Bewegung wird sichtbar in Werths Linienführung, in der Bildkomposition, im Chaos.
Ihre Arbeiten dokumentieren keinen linearen Prozess, sondern den Versuch, ein inneres
Durcheinander zu erfassen und sichtbar zu machen, ohne es zu glätten. Es ist eine Kunst, die nicht erklärt, sondern durchhält. Eine visuelle Praxis, die zwischen den Polen von
Selbstkontrolle und Auflösung pendelt. Keine Erzählung des Triumphs, sondern ein sichtbar
gemachter Zustand innerer Arbeit.
„Der Schmerz ist manchmal größer als die Erinnerung an den Grund. Und dann laufe ich
trotzdem weiter“, schreibt Werth.
Ihre Zeichnungen fangen diesen Zustand ein: nicht als Heldinnenerzählung, sondern als
widersprüchlichen, erschöpften, zutiefst menschlichen Versuch, nicht stehen zu bleiben.
– Aileen Treusch, Juni 2025



